Aus dem digitalen Nirgendwo ins Zentrum der Macht

Der Erfolg der deutschen Piratenpartei hat für zehntausende von Publikationen gesorgt.

Angefangen bei den globalen Leitmedien bis hin zum letzten CSU-Blog, haben Journalisten und andere, die sich dafür halten die Einzüge in deutsche Regionalparlamente kommentiert und versucht Lieschen und Hans Durchschnittsbürger die transparenten Geheimnisse der Piraten näher zu bringen.

Passiert das konzentriert und von allen Seiten gleichzeitig nennt man das ganze Hype.
Ein Krankheitssyndrom an dem schon manche politische Partei gescheitert ist, da
sie die geweckten Hoffnungen und Wünsche nicht einlösen konnte.

Umso wichtiger ist es von denen zu lernen, die den Hype hinter sich gelassen haben
und in der realen Politik angekommen sind. Sie alleine können eine Ahnung davon
haben wie es weitergeht, wenn die Presse es irgendwann mal für langweilig hält
das Piraten lieber keine Ahnung haben oder sich allgemein nicht äußern wollen.

Es ist offensichtlich, dass es bei den Piraten noch nicht so viele gibt die ein Leben nach
dem Hype kennen. Amelia Andersdotter ist eine von Ihnen. Als eine der beiden
schwedischen EU-Parlamentarier hat sie den Urhype 2009 nicht nur erlebt, sondern
war mitten drin. Amelia ist 25 Jahre alt, Nerd und Freiheitsextremist – also ein Protopirat.
<Amelias Page: http://ameliaandersdotter.eu/archived/www.ameliatillbryssel.se/deutsch.html>

Sie und Christian Engström waren das Initial für den Erfolg der deutschen Piraten.
Nicht wenige sind deshalb Pirat.

Weil das so ist freue ich mich wie ein Schneekönig Amelia wieder zusehen.

Wir hatten vor langer Zeit vereinbart einen Termin zur Europäischen Integration
in Nürnberg zu machen – nicht ahnend, dass Sie direkt aus Griechenland kommen
würde und die Troika gerade dabei sein würde den Daumen über Athen zu senken.
<Veranstaltung unter: http://www.youtube.com/watch?v=ZhRO2-cpRys&list=UU_47lgRLM00HxcGslcgSzDg&index=6&feature=plcp >

Es ist das erste Mal seit Langem, dass wir ein bisschen mehr Zeit haben werden als bei den offiziellen Parteiterminen; schließlich ist dort eine Hochkontaktrate gefragt. Also freue ich mich auf die Autofahrt vom Münchner Flughafen und Neuigkeiten.
Es verläuft alles ein ganz kleines bisschen anders als gedacht. Anders als bei unserer
ersten Begegnung vor drei Jahren in Prag wo wir viel Zeit hatten über dieses oder
jenes Thema einfach zu plauschen kommt Amelia nach dem „Hallo“ im zweiten Satz sofort zum Kern.

„Was denken die Deutschen über die Griechenlandkriese? Aber in real und nicht das was
in den Medien steht!“ Treffer – versenkt – die Frage der Fragen – sobald ich eine Antwort habe bewerbe ich mich bei Günter Jauch. Gottseidank ist sie nicht die erste die diese Frage stellt; ich habe sie auch schon paar Mal formuliert und brav Antworten gesammelt. Einer der besten kommt von Georgios – vor allem weil er garantiert weder des Antihelenismus noch des Progermanismus verdächtigt werden kann. „Ich habe mich von meinen Bekannten und Freunden in Griechenland die letzten 20 Jahre auslachen lassen ob meines deutschen Gehalts bei voller 60 Stunden Woche. Komm zurück nach Hellas und lass uns eine Saison lang Körbe am Strand vermieten – die Touris zahlen jeden Preis, die Regierung unterstützt jeden Geschäftsplan, am Ende zahlt die EU brav. Dafür kaufen wir deutsche Telekommunikation und Panzer. Alle machen mit – alles schauen weg – alle werden glücklich – Jamas“

Eben passieren wir den Buchhandel am Flughafen und ich zeige auf die prominenteste Auslage. Dort liegt Thilo S. neustes Erregungsbuch. „Have a look – it is looking harmless but it is a right wing populist clothed into a socialdemocrat suit – he is selling fine” Amelia kennt alle Arten von Sozialdemokraten auch aus dem eigenen Land – schließlich ist in Schweden die Sozialdemokratie nicht nur eine Partei sondern ein Staatssystem. Mal sehen wie man das alles mit Griechenland und Europäische Integration zusammenbringen kann.

Amelia äußert sich (aus der Sicht eines absoluten Proeuropäers der ich bin) durchaus reserviert. Nicht nur während unserer Fahrt nach Nürnberg sondern auch am Abend beim Podium wird sie ihre Bedenken äußern. Alleine der kulturelle Unterschied bringe Herausforderungen mit sich und untermauert ihre Aussage mit dem Faktor Sprache und Sprachführung. Während es bei dem vorrangegangenem Termin in Griechenland der mit Archäologie nichts zu tun hatte durchaus Normalität war auf die mythische Welt von Zeus und Co. zu verweisen, würde sie in ihrer Schwedischen Heimat für die Zitierung von Thor und Anhang nur Kopfschütteln und Unverständnis ernten. Jenseits der Sprache bestimmt aber die Kultur eben auch tägliches Zusammenleben wie z.B. die Verwaltung. Wir vergleichen die Konsistenz zwischen einer niederländischen Baugenehmigung und einer eines nicht näher zu nennenden Mittelmeeranrainers (der dieses Mal nicht Griechenland sein soll). Wir müssen beide schmunzeln weil wie beide Bekannte haben, die einschlägigen Erfahrungen gesammelt haben.

Das ist ein Punkt sage ich aber auf der anderen Seite leben ja auch Bayern und Berliner seit beinahe 150 Jahren in einem Staat zusammen; haben immer noch nicht alle kulturellen Grenzen überwunden und bis auf radikalpolitische Trachtenvereine würde niemand das Bündnis in Frage stellen. Es funkt ja irgendwie und am Ende sehen wir alle den Vorteil.

Amelia erkennt den Punkt an, hat aber natürlich einen Gegenbeweis und der heißt Schweden. Man hätte sich nirgends vereinigt – man ist ein kleiner Staat – aber nirgends sind die echten Vorteile eines Europas wirklich wahrnehmbar. Je größer Europa werde desto weniger wird eine schwedische Einstellung – das oben genannte System und die ewige Neutralitätsfrage wahrnehmbar in diesem Konstrukt. Es ist nicht meine Aufgabe jedes Argument zu entkräften weil es gegen meine Überzeugung spricht und lasse es stehen – ist wohl eine Aufgabe für die Zukunft auch den Schweden mehr zu bieten als was sie bisher geboten bekommen haben.

Einig sind wir uns über das Demokratiedefizit in der EU. Ein echtes Parlament muss her mit echten Rechten wenn es weitergehen soll; aber die Sprache hat sich verändert. Amelia wägt Ihre Worte ab. Vor allem während des Streams, beim offiziellem Besuch bei Eurodirekt und wenn Sie von dritten spricht. Vorsichtig wenn es um systematisches geht. Ja die „Regionen“ könnten mehr Berücksichtigung finden, aber wer genau ist Region; dann lieber nicht total und unumkehrbar dafür sein. Amelia hat es gelernt das in Brüssel andere Gesetzmäßigkeiten gelten. Die eigene Parteizughörigkeit spielt dabei keine Rolle – im EU-Parlament werden Bündnisse von Parlamentariergruppen jenseits von Fraktionszwängen initiiert. Ein System das sich die nationalen Parlamente durchaus zum Vorbild nehmen könnten. Dann aber müsste auch das sinnlose Gebashe des politischen Gegners aufgegeben werden, auf das man in manchen Landen so stolz ist; denn Menschen die man persönlich vorführt arbeiten nicht gerne sachlich mit einem zusammen.

Wir kommen auf den Punkt: Europa braucht seine Bürger – ein Europa ohne die Bürger wird es nicht geben – egal welche Nationalität sie sich zugehörig fühlen entsteht eine europäische Öffentlichkeit, die mehr von Europa erwartet als den Euro. Eine Öffentlichkeit die sich bei den Anti-ACTA-Protesten gezeigt hat und jenseits der nationalen Grenzen arbeitet; sich ihre Meinung global bildet.

Amelia fasst das ganze so zusammen. Insbesondere die Bürger Osteuropas haben nach dem Zusammenbruch des Ostblocks auf die demokratischen Institutionen der EU gesetzt weil sie eben aus einem System kommen in denen Privatsphäre, freie Meinungsäußerung und ein neutraler Staat mitnichten die Regel waren. Wenn nun die EU nach stalinistischem Vorbild Geheimverträge zur Überwachung ihrer Bürger verhandelt so gerät das System ins Wanken und Bürger begehren aus noch frischer Erinnerung auf. Kein Wunder also das die Polen und Tschechen als erstes auf den Barrikaden waren.

Kein Wunder wenn Anonymusmasken den polnischen Sejm übernehmen. Dieses Engagement ist ein Plädoyer für Europa keines Dagegen – Europa gilt als Garant fundamentaler Grundrechte. Doch während in Osteuropa die EU als Garant für Demokratie gilt – so erscheint Sie in den südlichen EU-Krisenländern gerade als Garant zur Abschaffung  sozialer Standards.

Um dieses Paradoxon zu verstehen,  muss man nochmals die Mechanismen hinterfragen. Faktisch sind immer noch Nationalstaaten und Ihre Interessen Akteure europäischer Politik und nicht die gewählten Volksvertreter. Je nach Interessenlage der großen Player innerhalb der EU werden somit verschiedene Maßstäbe und Politiken gegenüber einzelnen Mitgliedsstaaten praktiziert. Je nachdem ob zu erwarten ist gute oder schlechte Presse zu bekommen wird die EU instrumentalisiert. Bei Erfolgen stehen natürlich nationale Politiker im Vordergrund – bei Misserfolgen und schlechten Nachrichten ist es die EU die den nationalen Politiker zum Handeln gezwungen hat. Natürlich kann ein solches System der nationalen Interessen nur begrenzt Erfolg haben.

Der Erfolg Europas und damit eine weitere Integration, hängt maßgeblich davon ab dieses System zu verlassen und endlich eine vollkommen demokratisch legitimierte EU-Politik zu beschreiten, die für alle Bürger Europas gleich ist – unabhängig davon ob der Bürger aus einem wohlhabenden und großem Land kommt oder einem ärmlichen und kleinem.
Ja – ein Europa wird es nicht wirklich geben wenn die Deutschen & Franzosen nicht bereit sind ihre Poolposition zu relativieren und anfangen die Vorteile von Europa zu teilen, anstatt sich gegen den Wohlstandstransfer zu stellen.

Wir nähern uns einer Vorstellung wie man die Schweden, Griechen, Deutschen und all die anderen unter einen Hut bringt. Kein fertiges Konzept – keine Phrasendrescherei, sondern
einfach nur der Gedanke, dass sich die Herzen für Europa wieder entflammen müssen. Das da eine große Idee ist, die wir uns nicht von Apparatschniks und Egopolitikern  kaputt
machen lassen dürfen. Ein Europa der großen Ideen und der kulturellen Vielfalt, denn es ist die Angst vieler Europäer im kulturellem Einheitsbrei unterzugehen. Und diesen wird es nicht geben. Selbst nach 209 Jahren Zwangsvereinigung mit Bayern erkennt der Franke wo die Kulturgrenze verläuft und was ein bayerisches und was ein fränkisches Bier ist.

Was lernen wir an diesem Tag für uns als Piraten und für das Leben nach dem Hype?

Erstens: die schwedischen Piraten haben sich mittlerweile eindeutig für eine Programerweiterung positioniert. Das lange Festhalten am kernigen Mittelpunkt hätte beinahe zum vollkommenen Verschwinden der Piratenpartei Schweden geführt. Das möge uns jeden Zweifel nehmen, dass unsere Entscheidung auf die Gesellschaft zuzugehen richtig war.

Zweitens: wenn der Rauch verfliegt und alle Feiern beendet sind zählen nur Inhalt und Fachkompetenz. Ohne diesen Inhalt ist jede Kommunikation sinnlos. Daher liegt die Zukunft nicht in fröhlichen Stammtischen und Selbstbefriedigungsrhetorik sondern in harter und inhaltlicher Fachgruppenarbeit. Die Bürger Europas wählen uns wegen des Inhalts und nicht wegen dem schönen Orange, das in Schweden übrigens Lila ist.

Drittens: Die Nettikette macht das Geschäft; im EU-Parlament ebenso wie im alltäglichen Parteileben. Anstatt das jeder seiner Egozentrik frönt und abstruse Thesen twittert müssen alle ein für alle Mal übereinkommen, dass wir nicht auf eigne Rechnung arbeiten sondern uns aktiv entschlossen haben eine gemeinsame Sache nach vorne zu bringen. Erst wenn wir zuerst an die anderen denken und dann erst an unsere Bedürfnisse wird aus dem bunt zusammengewürfelten Haufen eine echte politische Kraft, die mittelfristig Erfolg haben kann. Die Diskussion als Grundlage unseres demokratischen Systems brauchen wir, aber bitte „Hart in der Sache und freundlich im Ton – emotionales oder gar persönliches hat in dieser sachlichen Diskussion nichts verloren.“

Amelia drückt es relativ klar aus: „Streitet Euch nicht; investiert Eure Zeit in Inhalte!“

Ich möchte mich an dieser Stelle bedanken: Bei Dir weil Du bis hierher gelesen hast und bei Andrè (El Praktikant), Florian, Patrick, Raphael (die viele Technik), Mathias (der Fahrer), Susanne (Fotos), Michael (Guide), Christiana (Raum)  und allen Unerwähnten die den Tag möglich gemacht haben.

Ticketfrei und Spaß dabei! Version 2.0

Die zweite (hoffentlich bessere) Version unseres Konzeptes ist fertig:

als PDF: ÖPNVTICKETFREIVGNv20

hier die Textfassung:

KONZEPT – ÖPNV TICKETFREI VGN

Piratenpartei Nürnberg

 

Vorwort:

In Zeiten gesteigerter Mobilitätsbedürfnisse und steigender Kosten des Personenkraftverkehrs ist eine Weiterentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) als gemeinsame Aufgabe unumgänglich. Die Piratenpartei hat sich zum Ziel gemacht diese Weiterentwicklung aktiv zu fördern – der Gedankengang eines ticketfreien ÖPNV stellt einen zentralen Punkt dieser Weiterentwicklung dar. Um aus der Idee einmal Realität werden zu lassen hat die Piratenpartei Nürnberg das folgende Konzept entwickelt. Die Modelberechnung für den Verkehrsgroßraum Nürnberg soll dabei als Orientierungshilfe und Meilenstein verstanden werden und keinesfalls als fertig umsetzbares Gesetz missinterpretiert werden.  Vielmehr geht es bei der Konzeption und Kalkulation um das Aufzeigen von Größenordnungen der Finanzierungsverschiebung sowie der Entwicklung neuer Ideen zur Finanzierung des ÖPNVs´. Das Konzept Version 2.0 ist ein Update – ohne Veränderung des Wesenskerns – nachdem das Feedback zu Version 1.0 ausgewertet und gewichtet wurde. Bei der Erstellung beteiligten sich ca. 70 Personen – gearbeitet wurde Schwerpunktmäßig mittels eines digitalen Pads; es fanden 4 reale Arbeitssitzungen zur Erstellung des Konzeptes statt. Insgesamt wurden ca. 180-190 Arbeitsstunden (vor allem Diskussion und Informationsaustausch) aufgewendet. Denkanstöße kamen aus allen Teilen des Deutschsprachigen Raumes sowie aus Hasselt und Tallin.

 Ziele für den ÖPNV

Jegliche politische Konzeption erfordert eine klare politische Zielsetzung bzw. Richtungsentscheidung. Die Piratenpartei Nürnberg hat sich entschieden folgende Punkte in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen:

1)      Das ökonomische Ziel des Konzeptes ist den ÖPNV effizienter innerhalb des aktuellen Finanzierungsbedarfs zu gestalten. Damit wird er für alle günstiger.

2)      Das ökologische Ziel des Konzeptes ist die Einsparung von möglichst viel CO2 durch positive Anreize auf den ÖPNV umzusteigen.
3)      Das soziale Ziel des Konzeptes ist die Sicherstellung und Erweiterung der individuellen Mobilität aller Bürger.

Rahmen des Konzepts

Jegliche politische Konzeption erfordert ebenfalls eine klare Abgrenzung um hervorzuheben welche weiteren Felder zur Diskussion stehen – jenseits dessen, das sie innerhalb der kürze dieses Konzeptes erörtert werden können. Daher haben wir folgende Punkte aus dem Konzept ausgeklammert:

1)      Diskussion über die Qualität des ÖPNVs (Fläche/Taktung/Technik/Geschwindigkeit)

2)      Diskussion um Rationalisierung von Arbeitsstellen (siehe Fahrerlose U-Bahn)

3)      Diskussion über Serviceerweiterungen (Leihräder, Carsharing, Bürgerbusse)

Logische Maßnahmen im Zusammenhang mit dem ticketlosem ÖPNV

Während des Diskussionsprozesses kristallisierten sich mehrere politische Maßnahmen die nicht primär finanziellen/fiskalischen Charakter haben. Diese sollen bewusst an dieser Stelle – vor der finanziellen Betrachtung – genannt werden. Es sind:

1)      Der ÖPNV in seiner aktuellen Form wird zu weit mehr als 50% durch staatliche also öffentliche Mittel finanziert. Trotz des allgemeinen Interesses und vorwiegender Finanzierung durch die Öffentlichkeit liegen die notwendigen Daten zur ernsthaften Berechnung/Konzeptionierung des hier erstellten Konzeptes schlicht nicht vor. Daher fordern wir im Sinne des öffentlichen Interesses die absolute Transparenzpflicht für Unternehmen des ÖPNV. Diese Transparenz ist zur Weiterentwicklung des ÖPNVs´ unumgänglich (alternativlos).

2)      Der ÖPNV kann aus unserer Sicht nur sinnvoll durch ein dynamisches Bürgerentwicklungskonzept entwickelt werden. Dabei müssen alle Bürger selbst über  Neuinvestitionen und insbesondere über Grundausrichtung der  Investitionsstruktur (Fläche contra Komfort) entscheiden.

3)      Eine permanente Evaluation des Prozesses und Optimierung des Services sollte angesichts steigender Flexibilitäts- und Mobilitätswünsche einerseits und ebenfalls steigenden Kosten des motorisierten Individualverkehrs andererseits von vornherein in jegliche Neuinvestition bzw. Ausrichtung integriert werden.

Finanzielle Betrachtung

Das Kernstück des Konzeptes für einen ticketfreien ÖPNV im VGN-Raum ist natürlich die finanzielle/fiskalische Betrachtung.

Zu aller erst prüfen wir also die dann eingetretene Einnahmenstruktur und setzten diese im Vergleich zu der Einnahmenstruktur der VGN im Jahr 2010. Diese Einnahmen gliedern sich in Einnahmen durch Fahrkartenerlöse und Zuwendungen seitens der öffentlichen Hand. Da aber der ticketfreie ÖPNV nur die Fahrkartenerlöse verändert betrachten wir nur die Einnahmen durch Fahrkartenerlöse. Diese würden in Zukunft dann so aussehen:

Jahr 2010 Futur Pirat
Einzelfahrkarten            33.556.736 €                                  –   €
Streifenkarten            21.432.388 €                                  –   €
Tagestickets            23.753.004 €                                  –   €
CityTicket DB BC                  573.652 €                                  –   €
Gruppenfahrten                  173.525 €                                  –   €
Kombitickets               1.371.955 €                                  –   €
DB Regiotickets            16.177.725 €                                  –   €
Sonstige Fahrkarten               1.234.672 €                                  –   €
Summe            98.273.657 €                                  –   €
MobiCard            33.389.741 €                                  –   €
Abo (1-12 Monate)            37.659.039 €                                  –   €
FirmenAbo            13.316.563 €                                  –   €
Familientarif Erlangen                  233.105 €                                  –   €
Summe            84.598.447 €                                  –   €
Schüler Selbstzahler            19.872.439 €                19.872.439 €
Schüler Kostenträger            45.082.744 €                45.082.744 €
Wochenkarte Selbstzahler               2.449.806 €                                  –   €
Semesterwertmarken               2.084.348 €                                  –   €
Semesterticket                  882.887 €                                  –   €
Summe            70.372.223 €                64.955.183 €
Sonstige Fahrkarten                     78.242 €                                  –   €
Sozialpass Nürnberg               2.215.321 €                                  –   €
Fahrgeldeinnahmen          255.537.890 €                64.955.183 €
Fahrgeldeinnahmendefizit –           190.582.707 €

Anmerkung:
Einzig verbleibende Fahrkarteneinnahmen sind die derzeit direkt bezahlten Schülertickets sowie die Einnahmen der sogenannten „Selbstzahler“ – diese werden in den meisten Fällen wiederum seitens der Kommune oder anderer öffentlicher Träger erstatten. Daher sollte rein prinzipiell ein Bildungsanteil gebildet werden und automatisch dem ÖPNV zugeschlagen werden. Die aktuelle Situation gestaltes sich diffus. Prinzipiell befürworten
Piraten die kostenfreie Beförderung aller Schüler unabhängig von der Enfernung des Wohnortes zur nächsten Schule.

Wie zu ersehen ist verbleibt gegenüber der ursprünglichen Einnahmesituation ein Defizit i.H.v. ca. 190 Millionen Euro, die gegenfinanziert werden müssen.

Gleichzeitig ergeben sich jedoch auch Einsparpotentiale die natürlich gegengerechnet werden können. Diese setzten sich wie folgt zusammen:

Einsparungen (Schätzung)  Nue  VGN
Einsparung Verkaufsprozess               3.000.000 €                  6.000.000 €
Strukturvereinfachung Tarifplanung               1.000.000 €                  3.000.000 €
Schwarzfahrerverfolgung               1.000.000 €                  1.500.000 €
              5.000.000 €                10.500.000 €

Diese haben wir absolut konservativ geschätzt und nehmen an, dass weiteres Sparpotential vorhanden ist und sich auch bei einer Umsetzung des Konzeptes einstellen wird. Für die weitere Berechnung wollen wir aber von den „gering“ geschätzten Einsparungen ausgehen.

Somit liegt das Zwischendefizit bei rund 180 Mio. Euro die es gilt gegen zu finanzieren.

Gegenfinanzierung

Die Projektgruppe hat mehrere Ideen der Gegenfinanzierung besprochen. Eine Diskussion um die Abschaffung der Pendlerpauschale als Gegenfinanzierung hat die Gruppe vermieden; vor allem weil die Gruppe mehrheitlich der Meinung war das die Finanzierung vor allem auf kommunaler/regionaler Ebene machbar sein sollte. Für die Finanzierung schlägt die Projektgruppe zwei Alternativen vor:

Finanzierungsalternative 1

Ausgehend von den Berechnungen von Boris Palmer zur Citymaut würde diese für die Finanzierung des ticketlosen ÖPNV im Bereich des VGN reichen. Es wäre sogar mit einem deutlichem Plus, das für die Erweiterung des ÖPNV benutzt werden könnte vorhanden. Jenseits dessen, das wir die Bürger entscheiden lassen wollen wie sie es denn am liebsten hätten präferieren wir allerdings die alternative, da solidarische Finanzierungsmethode. Einerseits bedeutet ja auch eine City-Maut wieder neue Bürokratie/Automaten und Buchungsvorgänge, die wir ja vermeiden wollen um zu sparen – andererseits werden wie bei Grüns gewohnt wieder Autofahrer in den Mittelpunkt der Finanzierung gestellt. Auch unserer Konzeptgruppe ist vollkommen klar, dass der nachhaltigste Umsteigeeffekt durch Ticketfreiheit auf der einen Seite und drakonischer Mehrkosten für Autofahrer auf der anderen Seite zustande kommen würde. Dieser „Zwang“ kann aber nicht das Ziel einer bürgernahen Verkehrspolitik sein.

Finanzierungsalternative 2

Als eigene Alternative zur Finanzierung des ÖPNV schlägt die Projektgruppe folgende Einnahmequellen vor:

Einnahmequellen  Nue  VGN
Bettensteuer Kölner Model            10.000.000 €                16.000.000 €
Werbe- und Flächenvermarktung               3.000.000 €                  6.000.000 €
           13.000.000 €                22.000.000 €

Wie ersichtlich ist reichen die geschätzten 22 Mio. nicht aus um die Deckungslücke i.H.v. ca.180 Mio. zu decken. Daher schlägt die Projektgruppe vor das restliche Defizit durch eine Erhöhung der Grund- und Gewerbesteuer gegen zu finanzieren.

Nach Berechnungen der Projektgruppe beliefe sich eine parallele Erhöhung um durchschnittlich ca. 13%!

Natürlich ist die Einsparung des Ticketpreises dabei um einiges höher als die erhöhte Abgabenlast, wie wir in mehreren Stichproben empirisch geprüft haben.

Für alle Bürger ergibt sich ein Einsparungseffekt, indem die Fahrkarte über die Miete bzw. Gewerbesteuer gezahlt wird; für Unternehmen ergibt sich eine Realeinsparung durch den Wegfall von Jobtickets und ähnlicher Kosten. Klar ist: Bevor irgendjemand Gewerbesteuer zahlt muss er Gewinn machen. Insofern hoffen wir eben nicht die „Kleinen“ zu treffen, die eventuell auch gar keinen Gegeneffekt davon haben.

Wünschenswert wäre im übrigem eine Harmonisierung der verschiedenen Hebesätze für Gewerbesteuer in den verschiedenen Kommunen.

Einige Reaktionen auf unser Konzept werfen uns die unfaire Umlage der Kosten auf „Alle“ vor. Wir halten eine solche Herangehensweise allerdings mitnichten für unfair. Vor allem mit dem Hintergrund der seit Jahrzehnten selbstverständlichen & solidarischen Umlage aller Kosten des Individualverkehrs erscheint es doch nur eine Frage des politischen Willens ebenfalls der ÖPNV gemeinsam und verbrauchsunabhängig zu finanzieren.

Das BayÖPNVG meint hierzu übrigens: “Dem öffentlichen Personennahverkehr soll vor allem in den Innenstädten bei Ausbau und Finanzierung Vorrang vor dem motorisierten Individualverkehr eingeräumt werden, soweit dies zur Ordnung der nahverkehrlichen Verbindungen erforderlich ist, dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit entspricht und sich von der Nachfrage her rechtfertigt.”

Natürlich sollen über die Umsetzung des Konzeptes die Bürger in Form eines Bürgerentscheides abstimmen.

Ungeklärte/weiterführende Punkte

Den logischen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem ticketlosen ÖPNV stehen einige Ideen gegenüber die nicht sinnvoll innerhalb dieses Konzeptes einbezogen werden konnten:

1)      Natürlicherweise hilft ein funktionierender ÖPNV den CO2-Verbrauch zu senken. Somit wäre es nur eine durchaus logische Folgerung den ÖPNV auch an den CO2-Zetrifikatshandel anzuschließen und so Einnahmen zu generieren. Dieses ist z.Zt. nicht der Fall. Eine Berechnung über die tatsächlichen Einsparungen und möglichen Einnahmen würde dieses Konzept absolut sprengen.

2)      Eine Möglichkeit zur Einsparung erscheint im Kontext der VGN auch die Beseitigung der mehrfachen Firmenstruktur. Da jedoch juristische Unklarheiten herrschen wollte die Gruppe sich hierzu nicht abschließend äußern.

3)      Lärm und Feinstaub sind Faktoren der Belastung und Einschränkung der Lebensqualität  jedes einzelnen Menschen. Diese Lebensqualität lässt sich nur bedingt in einer betriebswirtschaftlichen aber auch selbst in einer volkswirtschaftlichen Betrachtung ausdrücken. Wie hoch der Wert dieser Lebensqualität ist und welchen Preis die Bürger dafür zu zahlen bereit sind, muss schließlich Gegenstand demokratischer Beschlussfassung sein.

4)      Trotz der absoluten Unberechenbarkeit muss auch auf die vielen Millionen Minuten eingesparter „Ticketeinkaufszeit“ hingewiesen werden, die sich aus den individuellen Kaufvorgängen aggregieren. Jenseits der intensiven volkswirtschaftlichen Betrachtung macht es das alltägliche Leben einfacher.

5)      Grundlegend wurde überlegt die Parkraumbewirtschaftung zur Finanzierung heranzuziehen. Nach Prüfung der Zahlen erscheint dieses nicht zielführend.

6)      Der Demografische Wandel führt im bestehenden System zur unvermeidlichen Erhöhung des Einzelfahrkartenpreises (und zwar überproportional und weit über Inflationsausgleichsniveau)! Den demografischen Wandel wird keine Partei aufhalten können – umso logischer erscheint es ein neues solidarisch finanziertes System zu installieren.

7)       Natürlich haben wir uns in der Gruppe gefragt wie ein solches ticketloses System sich auf die Nutzung auswirken würde. Und hatten hohe Erwartungen. Diese haben sich bei unserer Umfrage, welche das Piratenwerk Bayern gemacht hat nicht bestätigt. Die Umfrage ist klar nicht repräsentativ; allerdings lassen sich folgende Tendenzen herauslesen:

– Erstens werden die Fahrgäste wohl mehr Kilometer zurücklegen mit dem ÖPNV – allerdings werden dies vor allem Menschen tun, die schon Kunden des ÖPNV sind. Echte Umsteiger wird es geben, allerdings nicht in der Anzahl wie wir sie befürchteten. Daraus resultierend gibt  es wenn überhaupt nur Beförderungsprobleme während der Stoßzeiten.

– Zweitens sind aber dann diejenigen, die heute sowieso schon den ÖPNV nutzen bereits berücksichtigt und diejenigen die in der Anfangsphase umsteigen nur von bedingt großer Zahl. Wir schlagen daher vor Stoßzeiten durch einen Initiative zur Gleitzeit und gestaffelter Schulöffnungszeiten abzufedern und meinen, das somit kein Neuer Investitionsaufwand zu Beginn des Projektes notwendig wäre. In der Folgezeit wird es zu einer höheren Auslastung kommen; die vor allem mit dem steigendem Ölpreis zu tun hat und der konkurrenzlos günstigen Alternative des ÖPNV´s.  Der folgerichtige Ausbau des ÖPNV ist dann allerdings eine Aufgabe für ein anderes und zukünftiges Konzept!

7)     Es verdichten sich Hinweise das die höchsten Nutzen bei gleichzeitig niedrigsten Investitionen sich in Kommunen mittelgroßer Größenordnung (ca.50000 Einwohner) mit einem ausschließlich auf Busverkehr basiertem ÖPNV einstellen. Dort ist schon heute der Anteil der Öffentlichen Haushalte überproportional hoch bei relativ niedrigen Kilometerbeförderungskosten. Siehe Vorzeigestadt Hasselt.

8)      Last but not least sieht die Konzeptgruppe ein großes Potential eines ticketfreien ÖPNV in der Attraktivitätssteigerung von Stadtzentren. Einerseits bedeutet es für den Einzelhandel eine Art „Wettbewerbsausgleich“ gegenüber den Einkaufsmöglichkeiten im Internet; der ticketfreie ÖPNV wird nicht alle Probleme in diesem Kontext lösen ist aber neben den anderen Vorschlägen ein wichtiger Baustein im piratigen Stadtentwicklungskonzept. Wir verweisen ausdrücklich auf den “Amazoneffekt”

Zielprüfung

Jedes Konzept sollte nach der technischen Diskussion zu guter Letzt nochmals daraufhin überprüft werden ob es denn die Vorgaben erfüllt.

1)      Das ökonomische Ziel wird durch Realeinsparungen und damit Rationalisierung erreicht. Siehe Einsparungen im Finanzierungskonzept. Diese Einsparungen sind spürbar, auch wenn Sie nicht den zuerst angenommenen Rahmen erreichen.

2)      Das ökologische Ziel wird durch ein durch deutliches Umsteigen von PKW auf ÖPNV erreicht. Siehe Umfrage zum ticketfreiem ÖPNV des Piratenwerks Bayern e.V.

3)      Das soziale Ziel ist durch Umsetzung eines solchen Konzeptes erfüllt, da alle (auch diejenigen die sich heute keine Fahrkarte leisten können) ins Konzept integriert sind.

Weiter Schritte:

1)      Die Piratenpartei Nürnberg schlägt vor möglichst sofort einen ticketfreien ÖPNV auf der Strecke des Busses 36 einzuführen. Das ist von den Kosten überschaubar, fördert den Einzelhandel und liefert garantiert interessante Informationen.

2)      Nachdem Tallin die erste größere Stadt ist die flächendeckend auf ticketfreien ÖPNV setzt wollen wir möglichst bald das System vor Ort kennen lernen und dort lernen.

3)      Das ticketfreie ÖPNV-Konzept VGN basiert auf einer dezentralen Einführung des Systems. Weltweit wird jedoch an ticketfreien ÖPNV –Konzepten gearbeitet.  Diese sollten miteinander verglichen und evaluiert werden.

Kontakt:

Piratenpartei Nürnberg; Zirkelschmiedsgasse 5 – 90402 Nürnberg – vorstand@piraten-nbg.de

Fragen zum Konzept bitte an emanuel@kotzian.de oder christina.grandrath@piraten-nbg.de

Linksammlung/Arbeitsnachweise

Geschäftsbericht-VGN:
http://vgn.de/ib/site/documents/media/d5730a5e-c772-4feb-b255-5942f294db37.pdf/Verbundbericht_2010_web.pdf

Arbeitspads:

https://kvn.piratenpad.de/5

https://kvn.piratenpad.de/6

https://kvn.piratenpad.de/7

Wiki: http://wiki.piratenpartei.de/BY:Mittelfranken/KV_Nürnberg/Kommunalpolitik/Verkehr/Fahrscheinloser_ÖPNV#Arbeitsplan

Facebook – Gruppe Ticketfrei und Spaß dabei:

http://www.facebook.com/groups/383367061703571/

Video Fahrscheinloser ÖPNV:

http://www.zukunft-mobilitaet.net/9879/analyse/video-fahrscheinloser-oepnv-piratenpartei-braunschweig/

Mobilitätsstilanalysen:

http://idw-online.de/pages/de/news141187 http://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/114295/

Die Stadt Hasselt:

http://toerisme.hasselt.be/du/content/4404/met-de-bus.html

Zukunft Mobilität:

http://www.zukunft-mobilitaet.net/9011/analyse/kostenloser-oepnv-vorteile-nachteile-effekte/

weitere Links

http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/tuebingen_artikel,-Palmer-will-die-City-Maut-_arid,170245.html

http://www.michael-menzel.info/fileadmin/MichaelMenzel/Konzept_OEPNV_2012.pdf

http://derstandard.at/1317019792753/Kostenlose-Oeffis-Weniger-als-ein-Drittel-der-Kosten-werden-durch-Tickets-getragen

http://www.lvz-online.de/leipzig/citynews/oepnv-gegen-auto-in-leipzig-gratis-aktion-der-verkehrsbetriebe-im-praxistest/r-citynews-a-132660.html

http://www.abendzeitung-nuernberg.de/Nachrichten/Panorama/Artikel/1144171/Gruene-VAG-4-Tage-kostenlos/

http://www.zukunft-mobilitaet.net/9011/analyse/kostenloser-oepnv-vorteile-nachteile-effekte/

Zur Zukunft des Nürnberger Flughafens

Zur akteull zwischen CSU und SPD geführten Diskussion um den Nürnberger Flughafen erlaube ich uns in Zusammenarbeit mit Patrick Linnert ebenfalls einen Beitrag zu formulieren:

( Konkreter Anlass des Beitrages ist folgender Artikel:
http://www.nordbayern.de/nuernberger-zeitung/nuernberg-region/gloser-aussert-sich-zum-blinden-aktionismus-am-flughafen-1.2211800?searched=true )

“Die Diskussion um einen Namen für den Flughafen Nürnberg ist absurd.

Weder CSU noch SPD haben realisiert das eine Gezeitenwende im Flugmarkt
stattgefunden hat. Die Zeit des billigen Fliegens ist vorbei und damit auch die Zeit
der Flughafenfantasien.

Egal ob in Hof, Nürnberg oder München wurde und wird Aufgrund überhöhter
Prognosen investiert. Diese Investitionen schlagen nun durch hohe Betriebskosten
und Abschreibungen zu Buche und bringen den Nürnberger Flughafen
in die Verlustzone.

Ein 24-Stunden-Supermarkt wird die strukturellen Probleme nicht lösen.

Weit schlimmer ist aber die von Günter Gloser favorisierte Politik der Locksubventionen, die er zwar nicht offen ausspricht, aber auf die es seinem Gedankengang nach hinaus läuft. Diese wird die strukturellen Probleme des Flughafens verschlimmern,
anstatt zu verbessern.

Daher und um einen wirtschaftlichen Fortbestand des Nürnberger
Flughafens zu gewährleisten muss über einen Paradigmenwechsel
nachgedacht werden.

1)      Der sinnvolle Betrieb eines Flughafens basiert auf einem ökonomisch sinnvoll angelegten Flugroutenangebot. Nicht die möglichst hohe Anzahl an Flugverbindungen sondern die möglichst hohe Anzahl (ökonomisch) sinnvoller Flugbewegungen bringt den Flughafen ins wirtschaftliche Lot. Nur für ökonomisch sinnvolle Flugverbindungen sind die Fluggesellschaften und ihre Kunden bereit eine kostendeckende und  gewinnbringende Andockgebühr (Handlingkosten) zu bezahlen.
Eine politische Flugroutenplanung darf es nicht geben.

2)      Anstatt um jede Flugbewegung zu konkurrieren lautet die neue Devise im Auftrag des Bürgers zu kooperieren. Daher schlage ich vor das die Eigentümer des Flughafens sich auf die Suche nach neuen Partnern aufmachen. Eine Verschmelzung mit einer anderen Flughafenbetreibergesellschaft (z.B. MUC, FRA) würde nachhaltige Synergien (vor allem in der Leitungsebene) sorgen und es erlauben sich fokussiert im nationalen und europäischen Marktsegment zu etablieren.
Politisches Kleinbürgertum ist am internationalen Flughafen fehl am Platz.

3)      Anstatt über die nächste Investition nachzudenken und auf Grund von Zuwachsprognosen den nächsten ökonomischen Ausbaupunkt berechnen zu wollen sollte der Flughafen versuchen seine aktuelle Betriebsgröße nachhaltig zu optimieren.
Eventuelle Überkapazitäten (z.B. nicht benutze Parkhäuser) können Alternativnutzungen zugeführt werden. Eine ökonomische Ausrichtung der Grundplanung auf Nachhaltigkeit wird dazu beitragen die Wirtschaftlichkeit als Ganzes wieder herzustellen.
Politischer Größenwahn ist bei allen öffentlichen Projekten der falsche Berater.

Es gibt durchaus eine Zukunft für den Nürnberger Flughafen – es wäre schön, wenn auch CSU und SPD diese Zukunft erkennen würden.“

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