Eines vorweg: Der Antrag der Freien Wähler, die Zusammenhänge zwischen dritter Startbahn in München und der Entwicklung des Nürnberger Flughafens zu untersuchen, mag den heroischen Aspekt beinhalten, die dritte Startbahn am Münchner Flughafen zu verhindern. Zielführend oder sinnvoll ist er noch lange nicht. Wer selbst viel fliegt und sich mit der Entscheidungsfindung von wo geflogen wird beschäftigt, wird bald feststellen, dass beide Flughäfen grundsätzlich nur minimal um Kunden konkurrieren und eine extra Startbahn im Erdinger Moos nur ganz wenige Franken dazu bewegen wird dort einzuchecken.

Das haben alle Fraktionen außer den Freien Wählern in den entsprechenden Fachausschüssen erkannt und abgelehnt. Folgerichtig entscheidet heute der Landtag den überflüssigen Antrag vollends abzulehnen. Leider ist damit weder dem Flughafen in München noch in Nürnberg geholfen und wertvolle Zeit geht verloren. Denn jenseits der Ablehnung des aktuellen Antrags tappt der Landtag im Dunkeln wie dem Nürnberger Flughafen geholfen werden kann aus seiner Krise heraus zu kommen.
Es zeigt sich, dass für viele Abgeordnete das Thema Flughafen ein unidentifizierbares Flugobjekt darstellt. Für die Regierungskoalition scheint das einzige Allheilmittel Wachstum um jeden Preis zu sein. Irgendwann einmal so scheint die naive Rechnung sind Flughäfen so groß, dass sie sich rechnen müssen. Wer nach Spanien schaut wo die Finanzkriese den Niedergang von Flughäfen rasant beschleunigt hat, sieht wohin die reine Lehre des Investitionsfetischismus führt. Wer sich an den aktuellen Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen orientiert wird schnell feststellen, dass große Flughäfen anscheinend alle „von alleine“ wachsen; während mit abnehmendem Fluggastaufkommen die Schrumpfungsprozesse und damit Probleme für die öffentlichen Anteilseigner zunehmen.

So auch in Nürnberg und das ganz im Gegensatz zum Münchner Flughafen. Wer hier Zusammenhänge oder gar Konkurrenz sieht wird das Problem nur verschlimmern anstatt zu lösen. Denn Fakt ist, dass obwohl beide Flughäfen international sind, der eine ein europäischer Regionalflughafen ist, der andere aber eine echte interkontinentale Gatewayfunktion erfüllt.
Um das auf den Punkt runter zu brechen und begreiflich zu machen: Ich werde niemals nach München fahren um dann mit dem Flieger nach Paris, Wien oder Berlin zu kommen. Im Gegenzug ist es mir relativ egal ob mein Langstreckenflug nach Tokio von München, Frankfurt oder Nürnberg startet. Folgt man dieser Logik, so entwickeln sich die Strategien zur Problemlösung am Nürnberger Standort beinahe zwangsläufig.

Erstens ist und bleibt das Charakteristikum des Nürnberger Flughafens, eben ein europäischer Regionalflughafen zu sein. Diese Funktion nimmt der Flughafen weit über Nürnberg hinaus wahr und ist bevorzugter Startort für beinahe ganz Franken sowie die Oberpfalz. Es gilt genau diesen Marktvorteil zu festigen und zu stabilisieren, anstatt weiter ins ungewisse wachsen zu wollen. Daher schlage ich vor jegliche Ausbaupläne am Flughafen Nürnberg (außer sicherheitsrelevante im Sinne der Flugtechnik) zu stoppen und zu prüfen ob unter Umständen ein Downsizing des Geschäftsmodells in diesem Falle zur Effizienzsteigerung führen könnte.

Zweitens ergibt sich durch die oben genannte Nichtkonkurrenzsituation neuer Spielraum für Kooperationen. Flughäfen wie Nürnberg und München oder Nürnberg und Frankfurt könnten optimale Kooperationspartner sein, anstatt sich gegenseitig Konkurrenz zu machen. Im operativen Geschäft könnten z.B. Wetterprobleme besser kompensiert werden; Material kann gemeinsam beschafft werden und Engpässe ausgeglichen werden. Vorteile nicht nur für den Fluggast, sondern auch für den aktuellen Eigentümer des Flughafens – den Steuerzahler. Hier darf es keine Tabus geben; auch eine Verschmelzung oder ein Verkauf des Nürnberger Flughafens an München oder Frankfurt könnte ein guter Weg sein allen beteiligten zu helfen.

Drittens und das ist eine Folgerung die wiederum für alle Flughäfen gleichermaßen gilt, wie wir in Berlin dramatisch mit verfolgen können: Alle Politiker raus aus allen Aufsichtsräten. Rein prinzipiell haben Sie da nichts verloren und stellen ein Sicherheitsrisiko für mindestens unseren Geldbeutel dar. Einzig und allein Fachwissen gehört in diese Gremien; und ja ich gebe zu, dass es ja auch Politiker gibt die tatsächlich was von Flughäfen verstehen und auch fachlich geeignet wären für die Aufgaben eines Flughafenaufsichtsrates – nur offensichtlich nicht in Bayern.