Ein Flughafen, der sein Geld nicht mit Fliegen verdient?
Pünktlich zu Christi Himmelfahrt präsentieren Finanzminister Söder und Oberbürgermeister Maly eine Studie der Firma Uniconsult zur Zukunft des Nürnberger Flughafens. Endlich, denn angekündigt wurde sie eigentlich für Mitte April. Angesichts der täglich auflaufenden neuen Defizite also kein Zeichen der wirklichen Eile und Sorge. Wer hier auf einen Fortschritt in der Debatte, einen qualitativen Meilenstein gehofft hatte, wurde schlichtweg enttäuscht.
Hier eine kleine Kritik:
Bei einer Pressekonferenz am Nürnberger Flughafen stellen Finanzminister Söder und Oberbürgermeister Maly die Studie vor. Wobei vorstellen ein bisschen zu viel der Beschreibung ist, denn richtig präsentiert werden soll die Studie erst Ende Juni. Interessanterweise sollen dann aber schon erste Umsetzungen der Handlungsempfehlungen geschehen sein. Nein sie haben sich nicht verlesen. Die Verantwortlichen wollen die Empfehlungen umgesetzt haben, bevor die Studie offiziell am Markt ist. Transparenz in der Planung oder gar mögliche Beteiligung der Bürger? Fragen Sie lieber nicht – absolute Fehlanzeige. Ein trauriger Gedanke macht sich breit: Das von OB Maly beworbene Bürgerbeteiligungskonzept der SPD ist wohl nicht mehr als ein übler Wahlwitz.
Hierzu passt hervorragend die erstaunliche Tatsache, dass auf der Pressekonferenz nicht über GELD geredet wurde. Anscheinend haben wir es irgendwo versteckt herumliegen oder es spielt wohl bei Flughäfen weder in Berlin noch in Nürnberg eine Rolle. Ist wohl üblich bei den Großprojekten, die uns in seltener Harmonie von S- und C-Parteien in unsere Haushalte gezaubert werden. Aber bleiben wir doch beim Thema Flughafen und kommen zur eigentlichen Bewertung der Studie, deren Analyse zum Schluss kommt, dass Nürnbergs Flughafen einen attraktiven Standort, touristisches Potenzial und eine langfristige Perspektive habe.
Sie sind irritiert, weil sie das schon immer wussten und sich fragen, wo man sich bewerben kann um solche Studien bezahlt zu bekommen? Ja sie kennen die Antwort. Ich brauche sie hier nicht zu schreiben, also lassen Sie uns wieder zur Studie zurückkehren, denn es gibt durchaus noch mehr das einem den Vatertag kurzweilig macht. Es sind immerhin 18-20 Empfehlungen die vorgeschlagen werden – leider nirgends einsehbar, weil es ja kein Internet am Flughafen zu geben scheint.
Allen Voran empfiehlt die Studie 32 neue Flugverbindungen die sich wirtschaftlich rechnen könnten. Sechs davon sollen davon sogar schon eingerichtet (nur noch nicht vorzeigbar sein). Gute Sache finden wir, weil genau das doch seit Jahren alle fordern. Unumgänglich das uns dies eine teure Studie bestätigen muss. Wozu die vor Monaten erschienene Bedarfsstudie von Prof. Dr. Brehm heranziehen, wozu einfach mal alle Mitglieder des Miteigentümers IHK via Email befragen wo die Bedürfnisse liegen? Wozu schneller und einfacher wenn es später und teurer geht? Und niemand möge einer Studie abverlangen eine Idee zu beinhalten, wie denn die Fluggesellschaften zur Einrichtung der neuen Strecken gebracht werden könnten. Der Bürgermeister gibt sich ja zuversichtlich: „Wir werden noch stärker Klinken putzen als bisher“.
Für positive Eindrücke sorgen folgende Handlungsempfehlungen:
– Suche nach anderen Airlines um die Kontraktbasis zu verbreitern
– Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Region
– Verbesserung von Servicequalität und Anbindung um „Grenzgänger“ nach Nürnberg zu ziehen
– Westanbindung des Flughafens / Stopp der Nordanbindung
– Ausbau des Marketingkerns
– Neuer Name für ein gutes Produkt
Zusammenfassend bleibt nochmals zu betonen, wie euphorisch sämtliche Vorschläge der Studie von allen verantwortlichen Politikern gepriesen werden. Dabei können Sie die Vorschläge ja kaum lange kennen. Einig ist man sich wohl, das echte Problem bis nach den Wahlen zu schieben um gemeinsam Überraschung über noch schlechtere Entwicklungen zu heucheln. Auch das sind wir ja aus Berlin gewöhnt. Dabei und auch das ist Konsens unter den Verantwortlichen Söder und Maly: es müssen ja sowieso die neuen Geschäftsführer richten, die man gerade sucht! Ein weiterer willkommener Grund die Lösung wieder von sich wegzuschieben, nachdem man vorher alles so toll fand. Wer soll sich denn eigentlich auf einen solchen Job bewerben, wenn ihm gerade vorgeführt wird wie die aktuelle Geschäftsleitung politisch geköpft wird. Dennoch stehe ich zu den oben genannten Maßnahmen der Studie, vor allem deshalb, weil unser kostenloses und von ehrenamtlich arbeitenden Piraten erstelltes Konzept zu selbigen Schlüssen kommt. Freilich mehrere Wochen früher und öffentlich anstatt verspätet und hinter verschlossenen Türen entworfen.
Mehreren Handlungsempfehlungen können wir nicht folgen, wollen aber heute betonen, dass sich die gesammelte politische Kaste heute dahinter stellt. Dabei handelt es sich insbesondere um folgende Vorschläge:
1) Aufbau von Konferenzkapazitäten bis zu 1000 Teilnehmern.
Niemand braucht ein Konferenzzentrum am Flughafen. Weder die Nürnberger, die haben schon mehrere, noch die Nichtnürnberger. Wer glaubt denn realistisch daran, dass Menschen extra nach Nürnberg fliegen, weil da ein Konferenzsaal ist? Wir warnen ausdrücklich vor diesen Investition und sehen diesen Vorschlag als geplantem Schildbürgerstreich!
2) Umbau des Terminalgebäudes
Die Frage lautet für wen? Für zwei Millionen weniger Passagiere? Dieser Vorschlag folgt nur der politischen Auftragslogik, das gebaut werden muss – egal was – Hauptsache irgendwas wird gebaut. Das Terminalgebäude ist für die an es gestellten Anforderungen zu groß! Ein Teil sollte stillgelegt anstatt umgebaut zu werden.
3) Zusammenlegung der Reisebüros auf einer Fläche
Glaubt irgendjemand, dass das in irgendeiner Weise irgendetwas an den Passagierzahlen beeinflusst? Wie billig wirkt ein solcher Vorschlag in einer teuren Studie.
Ich kann dem Finanzminister zusammenfassend durchaus zustimmen, wenn er sagt:“ Ja, der Flughafen hat Zukunft“ – ich ergänze „Der Nürnberger Flughafen hat ohne den aktuellen politischen Aufsichtsrat eine besser Zukunft“. Gleichzeitig widerspreche ich OB Dr. Maly wenn er propagiert „Wir müssen mehr Geld am Boden verdienen“ und behaupte „Ein Flughafen, der sein Geld nicht mit Flugzeugen sondern mit Einzelhandel verdient ist eine Shoppingmall und davon hat Nürnberg genug!“
Es bleibt allgemein die wichtigste Frage offen. Wo ist die Kosten-Nutzen-Rechnung, heist: wieviel Steuergelder kostet das Upgrade, und ab wann rechnet es sich? Bevor wir weiter große Millionenbeträge in eine ingewisse Zukunft investieren, kann man
den Flughafen auch so weiterbetreiben, und die jährlichen Verluste im laufenden Geschäft mittels Gesundschrupfung reduzieren.