Offener Brief an OB Dr. Maly – Flughafen Nürnberg

Fluchhafen nein DankeSehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Maly,

herzlichen Glückwunsch nochmals persönlich im Namen der Piratenpartei zur Wahl als Präsident des Deutschen Städtetages. Wir wünschen eine erfolgreiche Amtsführung.

Leider läuft es nicht überall erfolgreich. Insbesondere der Nürnberger Flughafen bereitet uns Allen sorgen. Anlässlich des am letzten Freitag in Bayerischen Rundfunk gesendeten Interviews  mache ich mir allerdings ernsthafte Sorgen. Es ist mehr als bedenklich wenn Sie und Finanzminister Söder offen zugeben nur lückenhaft Ideen zu haben; sehr bedenklich ist dies angesichts 25.000 Euro täglicher Kosten,  für die der Steuerzahler wird aufkommen müssen.

Das Hauptanliegen meines Schreibens tendiert aber in eine andere Richtung.
Ich schreibe an Sie und nicht an den Finanzminister, da er seine Karten offen auf den Tisch gelegt und die Zuständigkeit an die neue Geschäftsführung delegiert hat.  Sie hingegen haben vielmehr anstatt die Situation einzugestehen offensichtliche Falschinformationen zu dem von uns vorgelegten Konzept in Umlauf gebracht.

Offen suggerieren sie unser Konzept würde zu einem „24 Stunden Betrieb“, zu keinem „Angebot für die heimische Wirtschaft“ sowie „Dauerlärm“ führen. Diese Aussagen sind offensichtlich falsch!

Wie ihnen bekannt sein dürfte entscheidet über die tatsächlichen Flugbewegungen das Luftamt Nordbayern nach Absprache mit dem Ministerium für Wirtschaft sowie der zuständigen Kommune.
Das von Ihnen erwähnte Szenario „24 Stunden Betrieb“ und „Dauerlärm“ passt aber um einiges besser zu der von Ihnen bisher favorisierten Variante die von 6 Millionen Fluggästen ausgeht. Vielmehr ist es doch logisch, das eine Konzeption, wie die unsere, die von weniger Fluggästen ausgeht doch auch weniger Lärm erzeugt. Ebenfalls kann man dieses in unserem Konzept nachlesen! Hier wird ausdrücklich zur möglichen Einschränkung der Kernbetriebszeit geraten.

Ebenfalls beinhaltet unser Konzept explizit Aspekte um die heimische Wirtschaft und Fluggäste noch zufriedener mit dem Flughafen Nürnberg zu machen. Insbesondere eine Minimierung der Durchcheckzeiten sowie individuelleres Flugrouting durch Flexibilisierung des Angebotskataloges sind starke Aspekte wenn bei Firmenreisen in Minuten bezahlter Arbeitszeit gerechnet wird. Freies W-LAN sollte genauso selbstverständlich sein, wie die Abschaffung des sogenannten Windkanals zum Westanbau. Das würde den Flughafen mal wirklich freundlich machen und Kunden anziehen. Voraussetzung für jeglichen Flugverkehr bleibt eine gesunde Kernkalkulation der Fluggesellschaft und nicht das Wunschdenken weniger. Es ist an der Zeit in der globalisierten Welt von heute regionale Ambitionen real einschätzen zu lernen. Die Bürger Nürnbergs, Münchens und Berlins haben es satt die Zeche mit ihren Steuern zahlen zu müssen, die im Namen von sinnloser Konkurrenz vergeudet werden. Akzeptieren Sie die Realität: Nürnbergs Flughafen hat eine große und lange Geschichte; er hat auch eine Zukunft vor sich, aber nicht als der dritte Großflughafen zwischen den beiden größten Flughäfen Deutschlands.

Gerne biete ich Ihnen an unser Konzept mit Ihnen zu teilen. Ich stehe auch persönlich gerne zur Verfügung um Fragen zu beantworten oder Hintergründe zu erklären. Im Sinne einer sachorientierten Debatte und schneller Fortschritte bei der Lösung helfe ich gerne mit.

Damit aber sachlich und von vielen Bürgern diskutiert und mitentschieden werden kann würde ich Sie bitten dafür zu sorgen den Geschäftsbetrieb der Flughafen NUE GmbH buchhalterisch offen zu legen. Insbesondere wäre das Angebotsmodell gegenüber Fluggesellschaften und die tatsächliche Vertragspraxis sowie eine Kosten-Nutzen-Analyse bezogen auf Räumlichkeiten sowie in Trennung zwischen umsteigenden und echten abfliegenden/ankommenden Fluggästen für eine weitere Planung wichtig.

Mein Brief ist offen und direkt – ich denke als Präsident und Oberbürgermeister ist ihnen das so lieber als andersrum. Bitte lassen sie uns gemeinsam (mit vielen Anderen) dafür sorgen, dass der Nürnberger Flughafen sich nicht in ein Fass ohne Boden nach Berliner Modell entwickelt.

Hochachtungsvoll

Emanuel Kotzian

Zur besseren Erinnerung sende ich ihnen gerne den Link zum Radiointerview im Bayerischem Rundfunk:
http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/regionalzeit-franken/nuernberg-flughafen-konzepte-wahlkampf-100.html

Und unser Konzept zum Nürnberger Flughafen:
https://kotzian.de/2013/04/01/neuer-plan-airport-nuernberg/

Neuer Plan Airport Nürnberg

Nichts rollt auf der Startbahn Nürnberg

Die aktuellen Probleme des Flughafens sind nicht neu. Sie sind dem Management und der Politik seit langem bekannt. Das Kernproblem liegt, wie an vielen anderen Orten in der EU, in einer absolut übertriebenen Passagiererwartung für den Flugbetrieb. Fünf Millionen sollten es einst werden, die jedes Jahr das Panorama des Knoblauchslandes beim An- oder Abflug sehen würden. Für diese Anforderung ist der Flughafen ausgelegt und es ist klar, das bei einer Fehldifferenz von circa zwei Millionen Passagieren die Überkapazitäten starke Defizite im laufendem Betrieb verursachen.

Trotz der gebotenen Eile und der lang bekannten Zahlen und Fakten drücken sich Vorstand und Politik um irgendeine konkrete Aussage, wie ein Ausweg aus der Krise gefunden werden soll. Anscheinend will niemand vor den Wahlen im Herbst den Schwarzen Peter auf den Tisch legen. Ganz im Gegenteil. Finanzminister Markus Söder lügt offen und in gedruckter weise, dass er jetzt schon wisse, dass der Flughafen ein viel größeres Potential hat als es derzeit ausgeschöpft wird. Wir wissen, wenn Markus Söder irgendeine Idee davon hätte wie man Fluggesellschaften nach Nürnberg lockt, dann hätte er es uns schon mehrfach in verschiedenster Form mitgeteilt und wir hätten ihn schon mehrfach im bayerischen Rundfunk grinsend über die Startbahn joggen sehen. Stattdessen vertröstet uns der Finanzlochminister auf Ende April, wenn das offizielle Ergebnis der aktuellen Studie bekannt ist und eröffnet die bayerische Schifffahrtssaison am Ammersee. Und das obwohl, nach aktuellem Stand, das Warten und Hadern den Steuerzahler täglich rund 23.000 Euro kosten dürfte – mit der Umstellung auf den nächsten Flugplan um einiges mehr. Weil also keine der analogen Parteien die bitteren Wahrheit auf den Tisch legen möchte müssen das wir als Piraten und Bürger dieser Stadt tun.

Daher schlage ich folgendes 13-Punkte Konzept vor um eine schnelle Kehrtwende in der Bilanz des Flughafens einzuleiten. Das Konzept folgt dabei folgenden Prinzipien und Erwägungen:

  • Wer Überkapazitäten schafft muss sie billig verkaufen. Wer sie abbaut kann sicherer zu einem kostendeckenden Preis verkaufen.
  • Wer seine Kernkunden fokussiert gewinnt. Wer beliebig um jeden Fluggast konkurriert verliert.
  • Sinnvoll statt billig soll Nürnbergs Flughafen sein.

Hier raus ergeben sich folgende konkrete Vorschläge:

  1. Neukozeptionierung des Geschäftsplanes für 2-3 Millionen Fluggäste pro Jahr.
  2. Fokussierung auf Bedürfnisse aus der Region anstatt Ausbau zum Drehkreuzhost.
  3. Schließung des Westanbaus und Verkürzung der Abfertigungswege.
  4. Einstellung aller nicht sicherheitsrelevanten Ausbauten.
  5. Schließung eines Parkhauses bzw. Überlassung zur alternativen Nutzung (z.B. als Abstellfläche für Abgeschleppte Fahrzeuge oder Zwischennutzung Y-Bau).
  6. Verkürzung der täglichen Betriebszeit um eine Stunde
  7. Verkauf der Flughafen NUE GmbH z.B. an Flughafen MUC oder FRA
  8. Erweiterung des eventbezogenen Flugverkehrs. Z.B. Messeflüge nach Hannover oder zur Nürnberger Messen)
  9. Einführung eines Easy-try-Tarifes für Fluggesellschaften auf neu eingerichtete Flugverbindungen.
  10. Steigerung der Servicequalität durch garantierte 15 Minuten Durchlaufzeit ab Checkin zum Boarding.
  11. Einführung eines digitalen Guidesystems für Fluggäste (z.B. Flugverspätung zu Hause abwarten).
  12. Einführung freier WLAN Zugänge am Flughafen als besondere Willkommensgeste für Besucher.
  13. Umbenennung des Flughafens zum Max Morlock International Airport oder eines anderen aussagekärftigen Namen zur Steigerung der Beliebtheit.

Sowie drei Forderung nach flankierenden Maßnahmen:

  1. Einstellung der Planung zur direkten Anbindung an die Autobahn und Auflösung aller hiermit verbundenen Rückstellungen.
  2. Prüfung der Unterbringung eines städtischen Amts am Flughafen. (z.B. Amt für internationale Beziehungen)
  3. Eigenständige Vermarktung der frei gewordenen Restflächen im transparentem Bieterverfahren.

Ich bin fest davon überzeugt: wenn man heute mit der Umsetzung der oberen Vorschläge beginnt wird man bereits vor den nächsten
Wahlen am 15.09.13 Erfolg ernten können und das ohne einen einzigen Mitarbeiter am Flughafen kündigen zu müssen.

Wo es um die Wurst geht?

wrongwayIn Zeiten der Euro-, Energie-, und Lebensmittelkrisen ist es nicht einfach den Überblick zu behalten. Den Überblick einerseits über die schiere Anzahl der „fields of desaster“ andererseits über die x-fache Komplexität vieler Problemstellungen. Manchmal ist es nützlich den Input unumkehrbar zu stoppen und sich Gedanken zu machen was wirklich wichtig ist für unsere Gesellschaft, Staat und Wirtschaft von Morgen.

Ich komme zu einem einzigen Ergebnis. Und ich komme dorthin, weil der Aspekt bei so vielen Problemstellungen eine Rolle spielt und zwar oft eine Entscheidende.

Egal ob es um mehr Mitbestimmung, Umwelt- und Verbraucherschutz, zukunftsfähige Wirtschaft und einiges mehr geht spielt eine große und manchmal entscheidende Rolle die Frage der Bildung.

Und um es kurz zu machen, ich betrachte die Bildung als nachhaltige Ressource für unseren künftigen Wohlstand. Es ist eine unserer ganz wenigen Ressourcen und ich kann mir  kaum Investitionsmodelle vorstellen die eine derart sicherere Rendite Versprechen würden, und dies vollkommen egal ob wir das ökonomisch oder soziologisch betrachten.

Ja wir haben in Deutschland ein Bildungssystem, das den Namen verdient. Eigentlich muss es heißen wir haben in den 16 Bundesländern 16 verschiedene Bildungssysteme. Und eigentlich müsste man ergänzen: Vor langer Zeit hatten wir eines der innovativsten Bildungssysteme überhaupt. Heute sieht es anders aus. Heute hechelt die Bildungsreform der täglichen Realität um Jahrzehnte hinterher.

Pisa kann man versuchen zu deuten wie man will. Ich deute die massenhafte Flucht von Schülern auf privat geführte Schulen auf meine Art und Weise. Wenn Eltern auf Urlaub und Auto verzichten um Ihren Kindern ein manchmal wirklich üppiges Schulgeld zu finanzieren, dann kann sich jeder den Wert des öffentlichen Bildungssystems ausrechnen.

Und ich spreche hier nicht von Einzelfällen sondern von einem Drift innerhalb des Mittelstandes,  welcher aktuell stattfindet. Das hat es nun wirklich vor 20 Jahren noch nicht gegeben, wir gingen alle egal ob „reich oder arm“ in eine Schule. Eventuell wird dies nicht mehr gewünscht – ich wünsche es mir durchaus. Ich wünsche mir für jedes Kind unabhängig vom Einkommen der Eltern die bestmögliche Bildung, die natürlich nicht erst in der Schule beginnt, aber das nur nebenbei.

Eine optimale Bildung ist nicht nur für jeden einzelnen Bürger die beste Grundlage für Demokratische Teilhabe und Wohlstand, sondern auch für unseren Standort Europa der einzige harte Wettbewerbsvorteil. Wie schon oben erwähnt, die Verzinsung eines volkswirtschaftlichen Bildungsfonds schlägt kein anderes Produkt am Markt.

Was aber tun, wenn man nicht nur schöne Worte für das Thema über hat, sondern eben die paar Milliarden über wären, ohne die wir gar nicht an die Sache als solches ran gehen könnten.
Erstens und das ist das wichtigste: es geht nicht nur um Geld allein; Geld alleine wird weder die strukturellen Bildungsprobleme lösen noch unser Bildungssystem per se in unser Jahrtausend teleportieren. Vielmehr braucht es Mut das System das wir alle kennen in Frage zu stellen. Wir alle wissen wie ein Klassenzimmer aussieht und welche Funktionen es erfüllt. Aber wie müsste dieses Klassenzimmer aussehen, wenn wir davon ausgehen, dass alles was wir heute als wichtig erachten dort auf effektivste Art und Weise vermittelt wird?

Würden Sie eine Fortbildung machen bei der sich ein Lehrer um 30 Teilnehmer kümmern soll oder würden Sie vorher feststellen, das dies wohl keinen Sinn machen wird? Würden Sie sich zwingen können Ihren Laptop zu Hause zu lassen, weil er verboten ist? Oder würden sie am Ende nicht gar darauf bestehen das Sie zuhause fortgebildet werden wollen? Warum sollten wir nicht eben diese Maßstäbe an die Bildung unserer Kinder ansetzten; warum nicht höhere? Warum nicht bei jedem Kind die individuelle Leistungskurve und das Talentpotenzial freilegen? Wäre das nicht sowieso die günstigste Variante und eine alternativlose Entscheidung?

Ok, dann lassen Sie uns das tun!

Ich will bewusst die Fragen die ich aufwerfe nicht unbeantwortet lassen. Folgende Ideen in der Bildungspolitik halte ich für absolut erstrebenswert:

  1. Einführung eines Livelong-learning Konzeptes anstatt akuter Krisenkonzeption (z.B. Arbeitsamt)
  2. Verankerung und Verwirklichung demokratischer Prinzipien in der Bildungskette
  3. Modulares lernen mit vielen Abschlussmöglichkeiten anstatt sitzenbleiben
  4. Abschaffung der 45 Minuten-Schulstunde, weil es einfach keinen Sinn macht.
  5. Einführung des digitalen Klassenzimmers, damit niemals mehr eine Schulstunde ausfällt
  6. Finanzielle Gleichstellung öffentlich und privat geführter Schulen
  7. Abschaffung aller Vorteile für konfessionelle Schulen (religiöse Tendenzbetriebe)
  8. Ausschreibung aller Schulbücher und Bildungsmaterialien in CC-Linzenverfahren
  9. Förderung nach dem Prinzip: keiner wird zurückgelassen und gezielte Förderung für die besonders Begabten.

 

Das Thema Bildung ist mit dieser Liste natürlich nicht abgeschlossen – ich werde mir erlauben die Liste in den nächsten Wochen und Monaten sinnvoll zu ergänzen und auch versuchen jeden Punkt mit eine Ausgestaltung zu hinterlegen. Ich freue mich über Anregungen und Feedback – klar ist das es noch mehr gute Ideen für einen zukunftsfähigen Bildungsplan gibt.

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