Flughafen Nürnberg – nächste Runde

Vor einigen Wochen hatte ich mich an selbiger Stelle zur Zukunft des Nürnberger Flughafens geäußert. <hier alles nochmals zum nachlesen: https://kotzian.de/2012/07/18/zur-zukunft-des-nurnberger-flughafens/ >.

Während ich damals glaubte der Ideenaustausch zwischen SPD und CSU
sei nur eine subtile Taktik, den besseren Plan erst zum strategisch richtigen
Zeitpunkt öffentlich zu machen, muss ich heute, nach der gestrigen Sitzung des
Aufsichtsrates tatsächlich schlimmeres annehmen.
Bevor ich den Nürnberger Nachrichten und der Nürnberger Zeitung entnehmen konnte
was beschlossen wurde wusste ich bereits was nicht beschlossen wurde – nämlich
konkrete Schritte zur Rettung des Flughafens.

Die Zusammenfassung lieferte SPD-Mann und Aufsichtsrat Christian Vogel.
” Die Sitzung vom Aufsichtsrat ist rum… es bleibt dabei der Flughafen heißt zumindest bis zur nächsten Sitzung im Dezember weithin Airport Nürnberg ;-)))”, heißt es auf seiner
Facebookseite lapidar. < http://www.facebook.com/photo.php?fbid=4164594323797&set=a.1470723778717.61471.1552308094&type=1&theater >

Anscheinend ist die Namensdebatte immer noch das vorherrschende Thema bei der Nürnberger SPD. Ich habe mir erlaubt Herrn Vogel die Last dieser schweren Debatte
abzunehmen und sie den Nürnberger Bürgern zu übergeben. Ab sofort können alle
unter http://doodle.com/h5d9tisqevrvreqm  bei der Abstimmung über den Namen mithelfen. Mittlerweil sind mehr als 30 Ideen zusammengekommen und stündlich werden es mehr. Dieses Jahrhundertproblem wurde erfolgreich outgesourct und SPD, CSU und FDP können sich voll auf die Sanierung des angeschlagenen Flughafenbetriebes konzentrieren.

Ganz im Gegenteil konzentrieren sie sich allerdings laut Beschlüssen der gestrigen Aufsichtsratssitzung darauf Entscheidungen zu vertagen. Und zwar um ca. ein Jahr
bei Kosten von 180.000 Euro. Also 15.000 Euro/Monat dafür, extern festzustellen
zu lassen was man heute bereits weiß:

1) Man hat zu hoch prognostiziert

2) Man braucht dringend jeden Flieger der bereit ist die Landegebühren zu bezahlen.

3) Man wird in Zukunft kleinere Brötchen backen müssen.

Der Aufschub der Konsequenzen ist klar politisch motiviert, da nächstes Jahr Wahlen in Land und Bund anstehen und SPD, CSU und FDP kein Interesse haben ihre Fehler in der Strukturpolitik eingestehen zu müssen. Die Parallelen zu den Versäumnissen bei der Landesbank Bayern im Wahljahr 2008 sind offensichtlich.

Natürlich kennt auch der bayerische Finanzminister Markus Söder die Antworten:
„Wir brauchen neue Passagierpotentiale, damit der Flughafen Nürnberg wieder durchstarten kann. Nur mit neuen Flugangeboten und einem attraktiven Non-Aviation-Bereich kann der Flughafen Nürnberg der leis­tungsfähige Metropolflughafen sein, den Nordbayern braucht“, so Söder laut NZ
Warum handelt er dann nicht sondern verschiebt die Entscheidung um mindestens ein Jahr? Warum werden die freien Slots nicht einfach öffentlich und für alle Fluganbieter  transparent online ausgeschrieben? Wozu langfristige Potentialanalysen wenn man innerhalb weniger Tage alle Fluganbieter weltweit nach konkretem Bedarf abfragen kann?
Doch nur weil man ahnt dass nicht viele Angebote kommen werden.
Alternative Wege aus der Krise wie z.B. eine Verschmelzung der Flughäfen NUE mit MUC oder FRA um effektiv Kosten zu sparen werden erst gar nicht diskutiert, da man sich ja
damit selbst politisch abschaffen würde und das kann nicht sein.

Für den Steuerzahler bedeutet die Verschiebung der strukturellen Entscheidungen bei
gleicher Ertragslage des Flughafens Nürnberg ein voraussichtliches Jahresminus in Höhe von 6-7 Millionen Euro. Geld das an allen Ecken und Enden Nürnbergs (und der Region)
gebraucht würde. Egal ob für die Notreparatur der Volksbaddachs oder um die Fahrpreise
im ÖPNV zu stabilisieren, statt diese drastisch zu erhöhen.

Es bleibt nur die Akteure darauf hinzuweisen jetzt endlich Maßnahmen zu ergreifen statt diese weiterhin zu verzögern. Das richtet sich an den Oberbürgermeister Ulrich Maly, den Finanzminister Markus Söder sowie die Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel direkt. Schließlich ist bekannt, in welche Bredouille der eine oder andere SPD-Bürgermeister und seine Partner durch unentschlossene Politik rund um seinen Flughafen gekommen sind.